News // 05.04.2022

Das Gegenteil von Dienst nach Vorschrift

Ein Interview mit Timo Löhnert

Timo Löhnerts Jobbezeichnung klingt sehr technisch. ODL – Ordnungsdienstleiter. Im Gespräch stellt sich schnell raus, dass ihm neben reibungslosen Abläufen die gesamte Seele der Arena am Herzen liegt. Er packt an, wo auch immer jemand gebraucht wird. Wir sprechen auf dem Theatervorplatz miteinander, der gerade eine Baustelle ist. Die Flüche der Bauarbeiter und das scharfe Sirren der Kreissäge muss man sich unbedingt dazu denken.

Wie kam ein Ex-Fußballprofi zur Kultur?

Löhnert: Ich war oft im Kassa als Gast bei Hardcore- oder Crossover-Veranstaltungen und hatte dann einen großen Knieschaden. In der Reha habe ich dann den Manager von Tuss Jena Abteilung Basketball kennengelernt. Und da habe ich angefangen, mich mit dem neuen Metier anzufreunden. Irgendwie musste es ja weitergehen. Mir war klar, mit Fußball will ich nichts mehr zu tun haben. Mich nervte, dass man nur im Juni und Dezember je 3 Wochen Urlaub hat. Ich wollte freier sein. Seit 2000 bin ich mehrmals im Jahr in den Staaten und genieße da die Selbstständigkeit.

Wie waren die Anfänge bei der Arena?

Löhnert: Als Heike [Heike Faude, langjährige Produktionsleitung] mich fragte, kamen da noch ein paar hundert Leute. Das war noch die kleine Bühne, vorgelagert vom Theaterhaus. Die Leute brachten noch ihre eigenen Bierkästen mit. Sie sagte, wir wollen da einen Stand machen und bräuchten mal jemanden, der in die ein oder andere Tasche schaut. Ich habe sofort Ja gesagt, zusammen mit einem Kollegen. Jahr für Jahr hat sich das Gelände dann verändert. Bei Heikes Abschied im Kassa hat sie gesagt, Timo nervt und kommt ständig mit neuen Ideen - aber das Schlimme ist, es funktioniert.

Machen die Balkonparties manchmal Probleme?

Löhnert: Jetzt ist es zum Glück leer, davor war es an diverse Leute vermietet. Mit denen haben wir dann gesprochen, nicht immer wurde sich dran gehalten (grinst). Ab Tür auf hieß es zum Beispiel „Nicht mehr grillen da oben“. Funktionierte nicht immer, dafür gab es dann einen netten Spruch. Das kriegt man alles mit einem Lächeln im Gesicht hin. Das gehört dazu für alle Leute, die hier arbeiten. Wir schauen genau hin, wer hier reinpasst. Da wird nicht irgendwas geholt mit dem besten Angebot. Wir wollen unseren Charakter beibehalten.

Wie sieht eine brenzlige Situation bei dir aus?

Löhnert: Mein Platz ist auf der Treppe, von dort hab ich die etwaigen Gefahrensituationen im Blick. Wenn 3000 Leute auf dem Platz sind, richtig voll, und du siehst, dass sich vor der Bühne ein Loch bildet. Von allein entsteht das nicht. Das können ohnmächtige Personen sein oder Leute, die auf dem Boden liegen. Die muss ich dann schnellstmöglich über die Crashbarrier in den Bühnengraben bekommen. Bei den großen Konzerten gibt es dann auch Sanitäter, klar. Aber ja, man muss schnell sein. Bei Regen liegen viele Planen bereit, wenn der schräg kommt, müssen wir die Instrumente schützen. Das gehört auch zur Sicherheit, nicht nur die Menschen.

Trifft die Arena eigentlich deinen Musikgeschmack?

Timo Löhnert: Ab und zu. Eher selten, sag ich mal. Das wissen die Leute von der Crew auch. „Timo, heute musst du wieder hart sein, es gibt Jazz.“ (grinst) Das ist halt der Job, da muss man durch.

Wenn du das Booking für eine Saison machen könntest, wie würde das Lineup aussehen?

Ein bisschen „Ignite“, ein bisschen „downset.“. Vielleicht mal Bush, ein bisschen Crossover. Vielleicht könnte auch „Faith No More“ mal rankommen. U2 würde ich auch gern mal hier sehen, ist natürlich nicht realisierbar.

Wie blickst du in die Zukunft der Arena?

Timo Löhnert: Hoffnungsvoll. Ich wünsche mir, dass wir bleiben können, wie wir sind. Die Arena gehört hier her ins Stadtzentrum. Jede Band auf der Bühne sieht unsere kleine Skyline, das muss so bleiben. Vielleicht schaffen wir nochmal 30 Jahre, vielleicht nicht alle davon mit mir, mal gucken (grinst). So lange es geht, bin ich am Start. Der Ruhestand hält mich da auf jeden Fall nicht auf.

Danke für das schöne Gespräch!

Hinter diesem spannenden Interview steckt Friedrich Hermann:

30 Jahre Kulturarena – was für ein schöner Anlass, um all die Menschen kennenzulernen, die diesem herausragenden Festival über die Jahre ihren Stempel aufgedrückt haben! Als Stadtschreiber mache ich genau das – zusammen mit Florian Ernst. Lasst gern Feedback da, hier in den Kommentaren, auf meiner Facebookseite oder bei Instagram. Ich freu mich sehr auf eure Nachrichten!

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